Geschichtliches

#1 von Hartmut von Janßen ( gelöscht ) , 25.12.2009 08:53

Rittertum

Könige und Herzöge schufen im Mittelalter schlagkräftige Eingreiftruppen aus bewaffneten Reitern, den Rittern.
Sie waren den zu Fuß kämpfenden Soldaten überlegen.

Ritter bildeten zusammen mit dem Adel den ersten Stand. Er bekam vom König Ländereien als "Lehen" und die damit verbundene Verfügbarkeit über die dort lebenden Bauern (Leibeigene). Sie hatten kaum Rechte und mussten verschiedene Frondienste leisten.


Aufnahme in den Ritterstand

Ritter war auch ein "Lernberuf". Mit etwa sieben Jahren kam ein adliger Junge der für den Ritterstand bestimmt war in das Haus eines Ritters und diente dort als Page. Anschließend wurde er Knappe und wurde in das Kriegshandwerk eingeführt.
War er sicher im Umgang mit Waffen, so wurde er durch die "Schwertleite", ab Ende des 12 Jahrhunderts durch den "Ritterschlag" in den Ritterstand aufgenommen.


Ritterliche Ideale

Edelmut, Tapferkeit, Loyalität und Großzügigkeit waren die obersten ritterlichen Ideale.
Er sollte sein Schwert in den Dienst der Armen und Bedürftigen stellen und im Rahmen der "Kreuzzüge" das Heilige Land von den "Ungläubigen" befreien.


Das Leben auf einer Burg

Das Leben war hier weit weniger romantisch als in unseren Vorstellungen. Die Räume konnten nur unzureichend geheizt werden und durch viele Ritzen pfiff der Wind. Über den Boden huschten oft Ratten und Mäuse.
Man wusch sich nur in unregelmäßigen Abständen und auch nur dort wo es "nötig" war. Ein warmes Bad war, wegen des teuren Brennholzes, eh nur dem Burgherren vorbehalten.
Eine Plage war in einer Burg auch weit verbreitet: Läuse!. Meist mehrmals täglich wurden sie ausgekämmt.
Geschlafen wurde auf dem Fußboden oder in einem Himmelbett, das von allen Seiten verschlossen werden konnte, da es überall zog. Die Kinder schliefen gemeinsam in einem Bett, oft auch zusammen mit den Erwachsenen. Geschlafen wurde meist nackt.
Als Beleuchtung dienten lange Kienspäne, die an der Wand in Eisenringen steckten Es gab auch kleine Talglampen, in denen Tierfett verbrannt wurde.

Das Essen war meist nicht sehr abwechslungsreich, besonders im Winter. Hauptnahrungsmittel waren: Brot, Brei (Erbsen-, Hirsebrei und Hafermus), Eier, Milch und Käse. Fleisch war ein Festtagsspeise.
Aus dem Burggarten gab es im Sommer noch Erbsen, Linsen, Bohnen, Kohl, Rüben, Fenchel, Sellerie und Lauch.
Getrunken wurde meist Quellwasser, Milch, Wein und Bier, das auch die Kinder tranken.
Gekocht wurde auf dem offenen Herdfeuer in großen Kesseln, die meist an einem Schwenkarm über dem Feuer hingen.

Die Spiele der Kinder bis 7 Jahren unterschieden sich nicht wesentlich von den heutigen. Puppen aus Holz und Ton standen zur Verfügung. Beliebte Spiele waren: Blindekuh, Seilhüpfen, Fangen, Verstecken, dazu war die Burg der ideale Spielplatz.
Weitere Spielsachen waren Kreisel, Steckenpferde, Windrädchen und Murmeln.
Jungen spielten auch "Ritter" mit Stöcken als Lanzen.


Zeitvertreib der Erwachsenen

Bei Kinder wie Erwachsenen sehr beliebt war "Tricktrack", dass heutige Backgammon.
Schach und Dame wurden aber auch gespielt. Eine Art Fußball gab es auch: Eine gefüllte Schweinsblase musste mit Händen und Füßen ins Tor getragen werden.
Im Sommer ging die Burgfamilie auch gern zur Jagd. Dabei zählten Falken zu den wertvollen Jagdgehilfen, sie konnten Hasen und Kaninchen schlagen. Ansonsten gab es auch noch die Treibjagd mit Hunden und Pferden.

Ein weiterer Höhepunkt im Burgleben waren Turniere die meist mit großen Festen verbunden waren. Bei diesen Festen traten auch Sänger und Gaukler auf.
Mittelpunkt aber war das Turnier. Hierbei traten verschiedene Ritter gegeneinander an und mußten sich mit der Lanze vom Pferd stoßen.
Der Sieger wurde im "k.o. System" ermittelt und erhielt eine Siegesprämie.


Schule und Ausbildung

Bis zum 7. Lebensjahr durften Kinder, Kinder sein, danach wurden sie als Erwachsene behandelt. Eine strenge Lehrzeit begann. Jungen mussten die elterliche Burg verlassen und als Page zu einem anderen Ritter gehen. Der Page wurde im Umgang mit Pferden, Waffen und im Fechten und Lanzenstechen ausgebildet. Er bediente seinen Herrn am Tisch und erledigte Botengänge.
Mit 14 Jahren begann die Ausbildung zum Ritter. Er begleitet seinen Pflegevater als Knappe zum Fürstenhof und zu Turnieren. Auch war er bei kleinen Scharmützeln und Fehden seines Herrn dabei.
Schreiben und Rechnen waren dabei nicht so wichtig und wurden nur am Rande gelernt. Wichtiger waren Sprachkenntnisse in Englisch und Französisch, um sich bei Auseinandersetzungen mit Freund und Feind verständigen zu können.
Mädchen wurden daraufhin erzogen standesgemäß zu heiraten, Kinder zu kriegen und einen Burghaushalt zu führen.
Die Ausbildung erfolgte meist auf der Burg der Eltern. Da während der Handarbeiten oft gesungen musiziert und vorgelesen wurde waren Mädchen oft gebildeter als Jungen. Sie konnten meist Lesen und Schreiben und kannten sich in der zeitgenössischen Literatur etwas aus.


Kriege und Belagerung

Angriff

Die Techniken der Angreifer verbesserten sich mit der Zeit auch, jedoch musste der Angreifer stets mit hohen Verlusten rechnen. Schon deswegen, weil in eine Burg meist eingestiegen werden musste.
Das Tor und die Mauern waren meist nicht so schnell zu knacken.
Die Hauptverteidigungsanlage war die Ringmauer. Auf ihr befand sich ein Wehrgang mit den typischen Zinnen (Brustwehr). Hinter ihnen fanden die Bogenschützen und kleinere Katapulte Deckung. Auch konnte man von dort heißes Öl und andere unschöne Dinge auf die Angreifer herabschleudern.
Unterbrochen war die Ringmauer von Türmen, Von hier aus hatten die Wachen einen guten Ausblick, konnten aber auch Feinde noch beschießen wenn diese schon in die Burg eingedrungen waren.
Besonders geschützt war auch das Tor. Meist durch eine Zugbrücke unter der ein Wassergraben oder eine tiefe Schlucht verlief.
Hinter der hochgezogenen Zugbrücke befand sich immer auch noch ein schweres Fallgitter.


Waffen der Angreifer

Neben der üblichen Bewaffnung der Fußtruppen waren auch Spezialgeräte im Einsatz, wie diverse Katapulte. Mit ihnen wurden Steine, Unrat, aber auch brennendes Pech in das innere der Burg geschleudert.
Ein weiteres wichtiges Utensil war der Belagerungsturm. Er wurde an die Ringmauer gefahren und hatte oben eine Zugbrücke die zum Wehrgang heruntergelassen wurde.


Belagerung

Mindestens genauso wichtig wie gute Angriffswaffen war eine vorausgegangene Belagerung der Burg.
Sie dauerte oft wochen- und monatelang.
Hierbei wurde einerseits versucht die Kräfte und Nerven der Verteidiger zu schwächen, andererseits aber auch die Mauern der Burg. Mit Rammböcken von oben und mit Stollen von unten. Die Stollen wurden mit Holz abgestützt. War der Stollen weit genug vorangetrieben wurde das Holz angezündet und man hoffte das die Mauer darüber einstürzte.
Beendet wurde die Belagerung durch den Sturmangriff mit Einsatz aller Mittel.


Die Kreuzzüge

Am Ende des Konzils von Clermont (Frankreich) verkündete im Jahre 1095 Papst Urban II:
Gott will einen Kreuzzug ins Heilige Land !

Hintergrund war die Besetzung des Heiligen Landes seit 1071 durch türkische Moslems (Seldschuken).
Der Islam galt zu der Zeit als große Gefahr: Spanien war zu großen Teilen von den Moslems besetzt und das Oströmisch Reich wurde von Türken angegriffen.
Eine wahre Begeisterung ergriff darauf Europa! Adlige stellten ganze Armeen zusammen, überall in Europa.
Den ersten Kreuzzug führten aber nicht sie an, sondern es waren einfache Bauern die das Heilige Land 1096 befreien wollten. Diesem Kreuzzug war aber kein Erfolg beschieden, um so länger der Marsch dauerte um so undisziplinierter wurde der bunte Haufen. Mord und Plünderungen waren an der Tagesordnung. Kaum im türkischen Machtbereich angelangt wurde der Haufen von den Türken aufgerieben.


Erster Ritterkreuzzug

Geordnet und diszipliniert jedoch brachen inzwischen die Heere der Franken und Normannen auf. Der Tross wurde ständig größer da sich auch Pilger und Priester anschlossen.
In Konstantinopel sammelten sich die Heere bis im Mai 1097, es waren etwa 80.000 Mann.
Kaiser Alexios gab den Kreuzfahrern Transportschiffe und ortskundige Führer, die die Heere nach Kleinasien begleiteten. Er tat dies in der Hoffnung dass ihm die Kreuzfahrer Ländereien zurückeroberten.
Von nun an sah es nach einem schnellen Erfolg der Kreuzugsmission aus:

Übergabe Nikaias
Niederlage der Türken am Pass von Dorylaeum
Einnahme von Edessa und Gründung des 1. Kreuzfahrerstaates
Juni 1098: Eroberung von Antiochia, Gründung 2. Kreuzfahrerstaates
Juli 1099: Eroberung Jerusalems mit 13.000 Mann nach 5 Wochen Belagerung. Anschl. richteten die Kreuzfahrer ein Blutbad unter der moslemischen und jüdischen Bevölkerung an.
August 1099: Rückkehr eines Großteils der Kreuzfahrer nach Europa.


Der 2. Kreuzzug

Der erste Kreuzzug wurde nur ein Erfolg da die Muslime untereinander zerstritten waren. Das änderte sich mit der Zeit, unter den Muslims machte sich der Gedanke vom Heiligen Krieg, Dschihad, breit. So errangen sie immer mehr Siege, und 1144 eroberten sie sogar den ersten Kreuzfahrerstaat Edessa zurück.
Dies schreckte Europa auf, 1147 machten sich die Heere König Ludwig VII und König Konrad III zum 2. Kreuzzug auf.
Dieser Kreuzzug endete im Fiasko. Konrads Truppen wurden schon bei Dorylaeum in Anatolien geschlagen. Auch von Ludwigs Truppen kam nur ein kleiner Teil im Heiligen Land an, hier versuchte man zwar noch einen Angriff auf Damaskus, erfolglos. 1149 kehrten Konrad und Ludwig in die Heimat zurück.


Der 3. Kreuzzug

Beflügelt durch den Fehlschlag des 2. Kreuzzuges dehnten die Muslime Ihr Einflußgebiet aus, Agypten, Syrien, sogar 1187 wurde Jerusalem erobert.
Das forderte 1187 Papst Gregor VII zum 3. Kreuzzug aufzurufen. Barbarossa, Richard I. Löwenherz und Philipp II stellten daraufhin das größte Aufgebot seit 1096 auf. Nach dem Tot Barbarossas kehrten seine Truppen wieder zurück. Philipps und Richards Truppen eroberten zwar noch Akko, gerieten aber dann in Streit und kehrte auch wieder zurück.


Spätere Kreuzzüge

Der 4. Kreuzzug 1198 von Papst Innozens II ausgerufen, erreichte auch nicht das Heilige Land, die Truppen plünderten stattdessen Konstantinopel.
1212 kam es zu einem Kinderkreuzzug, der sich aber in Genua und Marseille schon wieder auflöste.
Der 5. Kreuzzug Friedrich II von 1228 erreichte durch Verhandlungen die Übergabe Jerusalems, Bethlehems und Nazareths und einen zehnjährigen Waffenstillstand.
1244 eroberten die Muslims Jerusalem zurück. Dies forderte Kreuzzug 6 und 7 heraus, die aber ebenfalls scheiterten.




Quelle: http://www.prinz-eisenherz.net


Ritterlich - Stund' um Stund'

Angefügte Bilder:
Sie haben nicht die nötigen Rechte, um die angehängten Bilder zu sehen
Hartmut von Janßen

RE: Geschichtliches

#2 von Hartmut von Janßen ( gelöscht ) , 03.03.2010 00:08

Es waren der einst, noch vor dem Mittelalter, die Römer die ganz Frankreich, Verzeihung, Gallien besetzt hielten. Ganz Gallien? Nein ... und eben diese Gallier, besonders der EINE, die NICHT dick ist, sagte immer: Die spinnen, die Römer.

Nun, heute könnte man sagen: Die spinnen, die Gallier, Verzeihung, Franzosen.

Doch was haben die Gallier, zu den römischen Zeiten Frankreichs mit dem Mittelalter, bzw. einer neuen Mittelalterburg zu tun?


Dann, liebe Freunde, schaut euch DAS hier mal an:

http://www.youtube.com/watch?v=Q_HpVxWRME8


Und was habt ihr gegen 2023 vor? *grins*

Falls wer VORHER etwas mehr wissen möchte ... hier der Text von der Homepage (Startseite):


Im Herzen der Puisaye, einer unberührten Region des Burgunder Departements Yonne stellen sich rund fünfzig Werkleute einer ausserordentlichen Herausforderung : Sie bauen eine Burg mit Materialien und Techniken, wie sie im Mittelalter gebräuchlich waren.

Mitten in der herrlichen Natur, an einem Ort, wo sämtliche zum Bauen notwendigen Materialien wie Holz, Erde, Sand und Ton zur Verfügung stehen, bauen Steinbrecher, Steinhauer, Maurer, Holzfäller, Zimmerleute, Schmiede, Ziegler, Karrer, Korber und Seiler Tag für Tag unter den Augen von tausenden von Zuschauern eine veritable Ritterburg.


Die Bau wurde 1997 begonnen, und dürfte gegen 25 Jahre dauern.

Das Hauptinteresse eines solchen Abenteuers liegt in der Beobachtung der unterschiedlichen Arbeitsphasen. Jede Bauetappe ist auf ihre Weise einzigartig und stellt jeweils ein gesondertes Ereignis dar.

Was immer auch die Beweggründe für die Lancierung dieses Abenteuers gewesen sein mögen, Guédelon erfüllt in mancher Hinsicht Träume und Erwartungen der Menschen des 21. Jahrhunderts. Nebst wissenschaftlichen, historischen, pädagogischen und touristischen Anforderungen sind vor allem die zwischenmenschlichen Aspekte der Baustelle von hoher Bedeutung.


(http://www.guedelon.fr/de/abenteuer-guedelon_01.html)


Quelle: Gefunden bei den Lokis in einer befreundeten Gruppe.....


Ritterlich - Stund' um Stund'

Advocatus ist Anwalts Liebling!

Hartmut von Janßen
zuletzt bearbeitet 03.03.2010 00:12 | Top

RE: Geschichtliches

#3 von RittervonLeonrod ( gelöscht ) , 12.03.2010 21:37

Davon habe ich schon im TV gesehen!
So mancher vom Volk hat sich beim Bau schon aufgerieben :-)

RittervonLeonrod

   

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